Interview: Mirko Joerg Kellner (www.mirkojoergkellner.com)

für ARTLAUNCH, Ausgabe #2 Jahrgang 2016 (www.artlaunch.de) mit dem Bildhauer und Designer Thomas Reimann




welcher Kunsttyp sind Sie ganz privat? Was rettet Sie?


Eine Aufspaltung in einen beruflichen und privaten Kunsttypus scheint es bei mir nicht zu geben. Ich rechne mich dem nach Humor dürstenden meditativen Kunsttyp zu, sowohl privat als auch bei meiner kreativen Arbeit.


In Ausstellungen und Museen gehe ich am liebsten allein ohne Begleitung, aber vor allem nur zu Zeiten, in denen nicht gerade Menschenmassen zu erwarten sind. Ich besuche Freunde in ihren Atelier‘s, um gemeinsam zu arbeiten und Gedanken auszutauschen, denn ich liebe es, beim Arbeiten in Gesellschaft zu sein.

Was mich rettet? Wovor? Vor dem Trott in immer demselben trockengelegten Flussbett…?! Was mich rettet ist meine Gier nach Neuem: nach neuem Material, nach anderen neuen Blickrichtungen und Ansichten, nach Menschen… Ich bin immer auf der Suche!


Wenn Sie wählen könnten, welche Kunstform wäre die Ihre?

Ich bevorzuge keine der vordefinierten Kunstformen, bei mir sind alle parallel existent. Die dreidimensionale Kunstform mit Skulptur und Plastik, als auch die Zweidimensionale wie Monotypie und Malerei.




Wo und wann waren Sie das letzte Mal im Museum?


Mein letzter Besuch, an den ich mich intensiv erinnere, war in der Wunderkammer Sammlung der Stiftung Olbricht im Collectors Room Berlin, in der ich staunend vor einem zwei Meter langen Stoßzahn des sagenumwobenen Einhorns stand. Eine tolle Sammlung mit ausgezeichneter handwerklicher Qualität, seltenen Naturalien, Exotikas und scheinbar unerklärlichen Dingen aus unterschiedlichen Jahrhunderten. Wunderbar, dass es so etwas gibt!




Es geht um Neuanfänge. Denken Sie, dass Dresden so etwas braucht?

Na klar! Für UNS ist es wichtig, ein gutes Vorbild vor Augen zu haben. Dabei fällt mir eine Begegnung ein, die ich 2006 in A. hatte: bei diesem Besuch in A. traf ich einen Kollegen, dessen Arbeiten ich bereits vor 20 Jahren bewunderte. Beim Betrachten seiner Arbeiten fragte ich ihn, ob das alles noch die alten, von mir damals so bewunderten Arbeiten sind. Er antwortete: „es sind neue Arbeiten“. Schön, dass ich sie bewundere…


Und Gegenwartskunst: passt das zur Stadt oder ist das eher was für Berlin, Köln, Hamburg…?

Gegenwartskunst ist in meinen Augen keine Modeerscheinung, so wie man sich eine zeitgemäße Kopfbedeckung über den Kopf stülpt und glaubt, dass sich dadurch etwas an den Gedankengängen ändert. Gegenwartskunst ist überall existent, auch in Dresden. Nur ist es an der Zeit, diese deutlicher zeigen und besser wahrnehmen zu können. Es braucht eine breitere Öffentlichkeit für die zeitgenössische Kunst. Vielleicht sollte man auch eine regionale Form der Dresdner Gegenwartskunst proklamieren, etwa eine „Contemporary Barock Art Dresden“, damit hätten wir endlich etwas Dresden-spezifisches, ähnlich der sogenannten „Leipziger Schule“.


Sie kennen die Dresdner Menschen, das Publikum – ist das bereit für „Neue Kunst“?

Die Dresdner… Gibt es denn diesen Menschenschlag noch? Gibt es eigentlich die Berliner, Hamburger, Münchner…? Ich glaube, dass sich die Dresdner aus einem kleinen, sympathischen Schmelztiegel vieler Regionen Deutschlands und sogar Europas zusammensetzen. Das Interesse für Kunst im allgemeinen – ich meine alle existenten Kunstformen – von Bildender bis zur Angewandten Kunst, hängt ja im Wesentlichen von Interessen, Lebensumständen und Bildung ab, sodass ich gewiss bin, dass auch die Dresdner bereit für Neues sind.


Kann Kunst der Gegenwart mehr sagen als sie es macht? Und soll Gegenwartskunst denn auch mehr sagen, oder hat sich die „Aufgabe“ der Kunst verschoben?

Klar soll sie das! Wenn wir sie etwas mehr verstehen lernen, trägt das vielleicht zum besseren Verständnis bei. Es ist in jedem Gespräch ähnlich: der eine führt Monologe und weiß nicht so recht, ob er auf Widerstand oder Akzeptanz stößt und der Nächste führt Dialoge und erfährt mehr über sich und seine Wirkung. Es geht also auch um den Dialog in der Gegenwartskunst Dresdens mit all seinen Künstlern und Rezipienten. Und das Thema sollte sein: was und wem will die Kunst etwas sagen.


Was ist Ihr persönliches Rezept für Ihre eigene besondere Qualität in Ihrem Fach?

Mein Rezept ist die Rückbesinnung auf schon geleistetes, um Neues schaffen zu können. Tägliches Hinterfragen des eigenen Tun und Lassens, dabei offen sein für Anderes, Neues sowie die sozialen Kontakte nicht aus den Augen verlieren. Jedoch das Wichtigste ist für mich dabei die Unterstützung des Partners zu haben, der mir den Rücken freihält.


Was halten Sie von Jurys? Sicherung der Qualität, oder Blockierung von neuen Meistern?

Nichts. Davon halte ich überhaupt nichts. Immer her mit allem, was kreativ ist! Es muss ja nicht unbedingt nach meinem Geschmack gehen. Lassen wir die Vielfalt regieren! Meine Mutter, die sicherlich den Spruch von ihrer Mutter hatte, sagte manchmal: irgendwann trennt sich die Spreu vom Weizen, doch wann, kann man nicht so recht sagen. |


 AUSSTELLUNGEN/ Beteiligungen

  • 1985  Dresden, 11.Kunstausstellung
  • 1987  Weißwasser, Lausitzer Glas der Geschichte und Gegenwart
  • 1987  Dresden, Neue Dresdner Galerie/Personalausstellung
  • 1991  Dresden, Studioglas aus Deutschland
  • 1992  Dresden, E.Grotegut-Objekte-Reimann-Objekte
  • 1996  Dresden, Kunst+Handwerk Rathaus Plauen
  • 1997  Dresden, Ausstellung/Interaktion mit dem Theater in der Fabrik
  • 1997  Ottendorf-Okrilla, Kunst+Küche bei Küchenstudio Küchen-Hunger
  • 1998  Dresden, Kunst+Design im Magazin Dresden
  • 2002  Stolpen, Kopfjäger-Glaskopfausstellung Burg Stolpen
  • 2002  Kopfjäger, Burg Stolpen
  • 2003  Hamburg, Glas+Stein
  • 2003  Dresden, Skulpturen und Malerei Reimann/Hilton Dresden
  • 2004  Frauenau, Internationales Studioglas 1
  • 2004  Bayern, Studioglas aus Deutschland
  • 2005 Frauenau, Internationales Studioglas 2
  • 2005  Hannover, Kopfjäger-Glaskopfausstellung Hotel Pelikan
  • 2006  Miltitz, Unterwasserausstellungsprojekt mit Tauchverein                                    „Druckausgleich“
  • 2006  Hannover, GLAS + STEIN Sheridan-Pelikan-Hotel
  • 2007  Hamburg, Unterwasserausstellung
  • 2007  Stolpen, Stadtmuseum, Kunst trifft Handwerk
  • 2007  Hamburg, Galerie Valentin Burgmann, Zeit für Kunst
  • 2007  Pirna, Malerei und Skulptur
  • 2009  Dresden, Ausstellungsserie „Befreundete Künstler“
  • 2010  Dresden, Ausstellungsserie „Befreundete Künstler I“ Glasgalerie                        Weißer Hirsch
  • 2011  Rammenau, Licht und Glas II Barockschloss Rammenau
  • 2012  Rammenau, Licht und Glas I Barockschloss Rammenau
  • 2012  Leipzig, Metharmorphose der Schönheit (Suzanne von Borsody, Mirko              Jörg Kellner und Thomas Reimann)
  • 2012   Berlin, Gehag-Forum – Skulpturen und Glasdruck
  • 2012   Dresden, Künstler für die Dresdner Tafel I
  • 2013   Hoyerswerda, „Große Liegende“, Denkzeichen für Brigitte Reimann
  • 2014   Ausstellung  Skulptur/Glasmonotypie  und Malerei von Fritz Wolf und                 TMVO Reimann in der Villa B. in Dresden
  • 2015   Performance "Dieselwalzenglasmonotypie" zur ROOM+STYLE Dresden
  • 2015   Ausstellung "rosa" mit H.Seidelmann/Malerei in der Galerie FLOX Kirschau
  • 2016 Ausstellung Villa Baumgarten Dresden BOROCs und Skulptur


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